Wasserschlauch Utricularia gibba
22. Mai 2006, 11:07
Mitte Mai erhielt ich eine interessante Wasserpflanze – eine
Zwergwasserschlauch-Art aus der Familie der
Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae). Diese
Wasserschlauchart kommt in Europa pantropisch vor,
wurde eingeschleppt und von Linné bereits 1753 als
Utricularia gibba (Zwergwasserschlauch) beschrieben.
Die Etymologie bezieht sich auf das Erscheinungsbild dieser
Pflanze. Utricularia (‘kleiner Schlauch’) bezieht sich
auf die blasenartige bzw. schlauchartige Fangvorrichtung für
kleine Wasserlebewesen; gibba bedeutet ‘höckerig’ – Christel Kasselmann schreibt dazu in ihrem Buch
Aquarienpflanzen (Ulmer Verlag, 1995), dass ein Bezug
des Namens zu dieser Pflanze nicht bekannt sei. Ich vermute,
dass sich die Bezeichnung ‘höckerig’ auf die gestielten
Fangblasen selber bezieht, die tatsächlich wie kleine
buckelige Hocker (im Sinne von ‘Sitzgelegenheit’) auf den
Stängeln sitzen.
Im Unterschied zu den anderen aquaristisch mehr oder weniger
verbreiteten Wasserschlaucharten weist die Pflanze keine
typischen Blätter auf. Unter dem Mikroskop sind an den
Blättern nach vorne gerichtete,
wechselständige dornähnliche Fortsätze - die nicht
weiter verzweigt sind - erkennbar, die an den Stängeln
weitgehendst fehlen. Auch die Fangblasen sind mir nur an den Blättern aufgefallen.
Utricularia gibba, Zwergwasserschlauch. Dieses Bild
vergrößern (1.024×756 px, 147 KB)
Diese wurzellose Wasserpflanze wächst flutend an der
Wasseroberfläche und bildet dabei dichte verfilzte Polster
aus. Die Fangblasen sind kurz gestielt und zwischen 0,8
und 1,5 mm groß und weisen zahlreiche verzweigte Wimpern auf.
Diese Wimpern dienen wohl als Reizleiter und ‘Fangzäune’ – bei Berührung wird die mit einer Klappe verschlossene Blase, in der ein Unterdruck herrscht, innerhalb weniger tausendstel Sekunden schlagartig gewölbt und mit dem dabei entstehenden Wasserstrom das Beutetier eingesaugt. Danach wird die Blase wieder verschlossen und die Beute mit innenliegenden Drüsen, die ein Verdauungssekrekt produzieren, verdaut.
Die
Mundöffnung sitzt seitlich direkt an der Spitze der Fangblase.
Manche der Fangblasen enthielten auch Luftbläschen, die beim Manipulieren der Pflanze hineingesaugt worden sind. Ursprünglich sind die Fangblasen geschlossen und öffnen sich erst bei einer Berührung – dann wird das vermeintliche Beuteinsekt eingesaugt.
Die Kultur erfolgte unter schwacher Beleuchtung bei geringer
Strömung in mittelhartem Wasser (KH 6, GH 9, pH 7,2) mit
Garnelen, Wasserwanzen und Milben (davon ein Bild am Ende
dieses Beitrages).
Die mikroskopischen Aufnahmen der Pflanze erfolgten bei
100-facher Vergrößerung, die Kameraaufnahmen (Makroaufnahmen) mit dem gezeigten Bildausschnitt
entsprechen einer etwa 40-fachen Vergößerung beim Mikroskop. Dazu wurde das
Präparat zwischen Deckglas und Objektträger gebracht und
brückenähnlich – links und rechts auf den
Objektrrägerschachteln fundiert – vor weissem
Papierhintergrund fotografiert. Um eine gute Ausleuchtung beim
Blitzen zu erreichen wurde davor ein Papierschirm errichtet.
Dadurch ergaben sich insgesamt ein attraktiver hellgrauer
Bildhintergrund und weitgehend schattenfreie, gut
belichtete Aufnahmen:
Makroaufnahmen von Utricularia gibba. Im Bild oben
erkennbar eine eingeschlossene ‘gefangene’ Luftblase.
Fangblase von Utricularia gibba unter dem Mikroskop.
Dieses Bild
vergrößern (1.024×783 px, 149 KB)
Gut erkennbar die symmetrisch verzweigten Wimpern
der Fangblase. Im Bild rechts oben ein Blättchen mit den nach
vorne gerichteten ‘Dornen’.
Die höckerigen Blättchen mit ihren nach vorne gerichteten
‘Dornen’.
Eine Fangblase wird gebildet.
Etwas weiter fortgeschrittene Bildung einer neuen
Fangblase.
Die fertige Fangblase
Das Präparat bei 40-facher Vergrößerung unter dem
Lichtmikroskop. Die Stängel sind kaum lichtdurchlässig.
Wasser-Hornmilbe
Hydrozetes lacustris. Dieses Bild vergrößern (1.024×768, 111 KB)
Im
selben Präparat fand sich diese Wasser-Hornmilbe Hydrozetes lacustris. Diese
im Süßwasser lebende Hornmilbe (Oribatei) wird bis 0,5 mm groß und lebt räuberisch
auf Algen und Moosen und ist auch häufig im Aquariumfilter zu finden.
Ich belasse
das Bild vorerst einmal an dieser Stelle, bis sich ein geeigneter Platz auf
diesen Seiten dafür gefunden hat.
Linktipp zum Thema: http://www.sarracenia.com/galleria/g133c.html
Literatur zum Thema:
Carow, Thomas: Fleischfressende Pflanzen. Artenübersicht – Kultur – Vermehrung. Verlag Thomas Carow 1993, Nüdlingen.
ISBN 3-9801839-1-2
schöne Seite! Ich hab mir vor einigen Jahren mal beim Pflanzenkauf Wasserschlauch eingeschleppt, war mir aber nie sicher welche Art es wohl ist. Nachdem ich mir diese Seite angeschaut habe, bin ich mir sicher, dass es sich um Utricularia gibba handeln muss. Bei mir wächst der Wasserschlauch in Wasser mit 8dGH und einem Ph-Wert leicht unter 7. Er bildet an der Wasseroberfläche dichte Geflechte aus, die dann schon fast an Algen oder Javamoosbausche erinnern.
— Michael Mehlhorn 26. Januar 2007, 11:55 #
Ich möchte das Foto von U. gibba gerne auf einer Infotafel abbilden.
Welche Kosten kommen auf mich zu? und wie ist die Auflösung?
Mit freundlichen Grüßen Jutta Krämer
— Jutta Krämer 12. Juni 2012, 10:43 #